Liebe Leserin, lieber Leser!
Wenn sich die Natur in ihr festlichstes Feiertagskleid herausgeputzt hat, die Blumenwiesen – kurz vor der 1. Mahd – in ihrer herrlichsten und buntesten Pracht dastehen, dann neigt sich meistens der Monat Mai dem Ende zu. Wonnemonat Mai! Die Sonne leuchtet warm, aber mild, alles ist frisch und neu, anmutig, unversehrt und schön … paradiesisch schön! Jeder Grashalm, jede Wiesenblume ist für sich so formvollendet und fügt sich gleichzeitig so harmonisch ein ins Ganze der Wiese, dass man die Liebe förmlich mit Händen greifen zu können glaubt, mit der jedes einzelne Detail von den Kräften der Natur hervorgebracht und geformt worden ist.
Wie die Metapher für ein anmutiges Mädchen in der Blüte ihrer Jugend – darum gilt seit Urzeiten der Mai als der Monat, der in besonderer Weise der „jungfräulichen Himmelskönigin“ geweiht ist. Im Christentum wird der Begriff der Himmelskönigin ganz selbstverständlich mit Maria, der Mutter Jesu, in Verbindung gebracht („Marienmonat Mai“), aber das war nicht immer so:
Wer ist die Madonna?
Viele Christinnen und Christen verehren die Madonna. Sie beten zu ihr, wenden sich in Gedanken an sie und unternehmen eventuell sogar Wallfahren an besondere Orte, die der Madonna geweiht sind oder wo in jüngerer Zeit die Madonna sich den Menschen gezeigt haben soll, wie beispielsweise Lourdes, Medjugorje oder Fatima.
Nach kirchlicher Lesart ist die Madonna Maria von Nazareth, die Mutter von Jesus Christus, doch Historikern ist klar, dass dieser die Rolle der „Himmelkönigin“ erst nachträglich im Laufe von Jahrhunderten zugeschrieben wurde. Dass der Maria von Nazareth bereits von den Urchristen eine besondere Verehrung zuteil geworden wäre, ist nicht belegt und weder aus den Berichten der Bibel noch aus den überlieferten Worten Jesu Christi ableitbar.
Vielmehr ist die Verehrung der Jungfräulichen Mutter, Himmelskönigin oder Großen Göttin vorchristlichen Ursprungs. Sie wurde historisch belegt bereits zur Zeit des Alten Testaments von den Babyloniern praktiziert (Ischtar), wie in sehr ähnlicher Form auch von den alten Ägyptern (Isis), den Syrern (Astarte), den alten Griechen (Artemis/Demeter/Athene) sowie den Phrygiern (Kybele), deren Kult der Magna Mater in Rom noch Jahrhunderte nach Christus Anhänger fand. Mag sein, dass die Kirchenväter das tief menschliche Bedürfnis nach einer weiblichen Identifikationsfigur erkannten und diesem durch die dogmatische Erhöhung der Person der Maria von Nazareth Rechnung tragen wollten, sobald das Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war. Sicher begünstigte die erhabene Stellung Marias auch die Missionierung, da den Bekehrten die gewohnte Verehrung von Muttergottheiten nicht verboten, sondern lediglich auf die christliche Gottesmutter „umgelenkt“ werden musste; dies soll übrigens auch der Grund dafür sein, warum in Europa eine Tradition der „Schwarzen Madonnen“ entstand, die von großen Teilen der Gläubigen bis heute als besonders wundertätig verehrt werden: Demnach war schwarz neben den Farben rot und weiß die Farbe der vorchristlichen Muttergottheiten – darum wird auch Schneewittchen im Märchen beschrieben als „weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz“.
Hätte man jedoch nicht im Zuge der Heidenmission die Elfen verteufelt oder ihre Existenz bestritten, so hätte man auch nicht Maria von Nazareth bemühen müssen, um die „wunderschönen Frauen“ als real gelten zu lassen, die den Kindern in der Grotte von Lourdes, in Fatima, Medjugorje und noch an vielen anderen Orten erschienen sind…
(Auszug aus dem Manuskript des Buches: Elfenwirken – Naturwesen einst und heute)
Der Begriff der „Himmelskönigin“ geht vermutlich zurück auf den Kult der „Urmutter“, in der man nicht nur das „allgebärende Prinzip“ (der rote Aspekt) und das „allverschlingende Prinzip“ (der schwarze Aspekt) erkannte und verehrte, sondern eben auch das „Prinzip der reinen Jungfrau“ (der weiße Aspekt), der bis heute in der volkstümlichen Marienverehrung lebendig geblieben ist. Die christliche Theologie weist ferner darauf hin, dass der (lateinische) Gruß des Engels an Maria („Ave“), als er ihr die Geburt Jesu ankündigte, rückwärts gelesen „Eva“ ergibt, was unschwer als Anspielung an den roten und schwarzen Aspekt der heidnischen Kulte erkennbar ist. Durch Urmutter Evas Sündenfall kam nach dieser Lesart bekanntlich das Böse in die Welt.
Ich selbst hatte vor einigen Jahren ein Erlebnis, durch das mir das Prinzip der Himmelskönigin oder Urmutter sehr eindringlich vor Augen geführt wurde:
„… Ich sah eine strahlende, formvollendet schöne weibliche Gestalt, äußerlich ähnlich einer jungen Frau in der Blüte ihrer Jahre, voll Hoheit und zugleich voll liebevoller Mütterlichkeit, in weich fallende Tücher gehüllt mit leicht ausgebreiteten Armen wie eine Mantelmadonna. Aus ihren Händen und unter ihrem geöffneten Umhang hervor strömten Strahlen abwärts, und gleichfalls abwärts sah ich zu beiden Seiten weitere lichte weibliche Gestalten ähnlich der ersten, die diese Strahlen weitergaben, einander dabei die Hände reichten und somit in der Verlängerung des geöffneten Mantels Glied um Glied mit sanften weißen Händen spendend abwärts wie in einer Kette die Segnungen der Ersten weiterreichten…“
Ich habe mein Erlebnis damals in Worte zu kleiden versucht und daraus ist ein kleiner Text mit dem Titel „Ein Blick“ entstanden, den Sie hier nachlesen können: “Persönliche Erfahrungen – September 2014″
Im christlichen Kontext wird – insbesondere vor dem Hintergrund des katholischen Zölibats – es von Kritikern manchmal mit Häme betrachtet, wenn in kirchlich verordneter Ehelosigkeit lebende Männer Lobpreisungen der Himmelskönigin anstimmen oder in Gedanken das vorgestellte Bildnis derselben verehren. Sicherlich ist jede konfessionelle Einengung zu hinterfragen und der Zölibat aus meiner Sicht klar abzulehnen, aber sie sind nicht Kern und Ursprung männlicher Verehrung von Schönheit und Anmut einer erahnten himmlischen Wesenheit. Tief bewegen mich z.B. die Worte, die J. W. von Goethe in seinem Drama „Faust“ gefunden hat, um das Rätsel und Geheimnis der Liebe anzusprechen – ein seelisches Empfinden, das uns das ganze Leben hindurch begleitet und für das Sexualtrieb als Erklärung letztlich zu kurz greift:
Doctor Marianus (vormals Faust) zur Himmelskönigin:
Höchste Herrscherin der Welt!
Lasse mich im blauen,
Ausgespannten Himmelszelt
Dein Geheimnis schauen.Billige, was des Mannes Brust
Ernst und zart beweget
Und mit heiliger Liebeslust
Dir entgegen träget…
(Goethe, Faust II, 5. Akt, Bergschluchten)
Diese letzte Szene des monumentalen Werkes spielt bekanntlich nicht mehr auf der Erde, sondern nach der Läuterung in einer jenseitigen Region und endet in einer Art Apotheose mit den visionären, geradezu triumphalen Versen:
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.
Ich habe mit meiner Theatergruppe selbst oft den „Faust“ gespielt und war jedesmal tief bewegt von den Bildern, die die Sprache Goethes auferstehen lässt. Ich finde, schöner und wahrer kann man das Phänomen der Liebe in allen ihren Spielarten nicht in Worte fassen, als es Goethe in seinem „Faust“ gelungen ist.
– Mit dem Dichterfürsten kann ich mich nicht annähernd vergleichen, aber trotzdem hat auch mich heuer der Monat Mai zum Schreiben inspiriert; diesmal sind kleine lyrische Texte dabei herausgekommen, die ich vielleicht einmal in einem Gedichtband zusammenfassen werde, sollte noch mehr dergleichen zusammenkommen. Es folgt eine kleine Kostprobe; die Bilder dazu gehören dem Fotokünstler Elmar Hauck, der sie dankenswerter Weise ElfenWirken zur Verfügung stellt:
Maiandacht
Ehrfurcht gebietende
Sehnsucht erweckende
vielgestaltige ewig kindliche KöniginUrmutter
dein geahntes Bild
in höchsten Höhen
erweckt Nachbilder deinem Vorbild
in allen Welten
von Ebene zu Ebene abwärts
Nachahmerinnen und Nachahmerund dein lebendiger Abglanz
lässt Blumen erblühen
die Sonne heller strahlen
die Sterne milder glänzen
und färbt den Himmel mit leuchtendem Blaudenn deine Gestalt
zeigt uns Gottes Liebe
Zum Nachdenken
Wenn es keinen Gott gibt
keinen liebenden vollkommenen Schöpfergott
und keine ewigen Götter über uns
als Brücken und Schleusen für die strömende Kraft
und keine Urmutter jugendlich unnahbar
als Herrscherin in allen Himmeln
kein Jenseits, keine Anderswelt
keine Elfen, Feen, Gnomen, Engel
Formkräfte über den vergänglichen Formen –Warum dann ist diese Welt
so schön?
Olymp, Walhall…
Kennst du das Land hoch über der Erde
unermesslich hoch
ein Königreich über den Wolken
wo die erhabenen Götter thronen?Sie sind wirklich
drüben
jenseits von Zeit und RaumStröme aus flutendem Licht
wie goldene Fäden
Lichtfäden
wirkt ihr kraftvolles Wollen
in die Tiefe herab
zu unsalles Gute kommt von oben
schwinge dich empor
Feiertag
Licht von droben
aus höheren Welten
über die Erde ausgegossen
goldenes Licht
Lichtkraft
wie Feuer, das nicht versengt
Feuerzungen
Lichtfäden
Geist
Abschließend möchte ich Sie auf eine Neuheit hier auf diesem Weblog hinweisen: Unter „Wichtelkalender ABU“ finden Sie ab sofort und bis auf weiteres immer das aktuelle Blatt aus dem hinreißenden Wichtelkalender der Wollkünstlerin und Naturwesen-Expertin Angelika Barbara Ufer. Wir wünschen Ihnen viel Freude damit!
Mit herzlichen Grüßen
Der Elfenfreund – Alvin im Mai 2018