Ehre sei Gott in der Höhe …!

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind!“, lautete, wörtlich übersetzt, der Engelsgesang vor 2000 Jahren über den Feldern vor Betlehem, berichtet das Lukasevangelium. Sehr bekannt ist ein Kanon von Ernst Heinrich Gebhardt (1832 – 1899) über diesen Text, den mein jüngster Sohn zu Weihnachten gern singt; daher wurde das Lied für mich zeitweise zum Ohrwurm. – Ein Engel jedenfalls ist ein „Bote“ (griechisch ángelos). Dieses altgriechische Wort steckt übrigens auch im Wort Evangelium selbst: Euangélion bedeutet  „Botschaft“, gute Nachricht.

Wesen, die Gott kennen, verehren und besingen, findet man – wenig überraschend – vorwiegend in den monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam. Neben diesen kennt der Volksglaube aber noch eine große Vielzahl von kleinen Männlein, Schraten, Wichten, Riesen, Nixen und Saligen Frauen, die unserer Kultur in Märchen und Legenden noch aus vorchristlicher Zeit erhalten geblieben sind. Im Gegensatz zu Engeln haben solche Natur- oder Elementarwesen ihren Tätigkeitsbereich in den mehr erdnahen Bereichen der Stofflichkeit: in den Formen der Natur sowie bei der Tätigkeit von Bauern und Handwerkern. Auch Elfen lieben – jedenfalls nach der keltischen Tradition – Gesang und Tanz. Von einem höchsten Schöpfer aller Welten scheinen aber auch sie nicht viel zu wissen. Oder waren es die Menschen, welche sie schauten, die von Gott nichts wussten und daher noch nicht reif waren, solches Wissen (hellsichtig) aufzunehmen?

In diesem Sinn unterscheidet der Islam die Engel von den Dschinn. Der Glaube an Engel gilt im Islam als bindend. Durch Engel wurden den Propheten die Offenbarungen Gottes übermittelt. Engel sind daher die zentrale Säule, auf denen der Koran selbst steht. Die Verkündung durch den Propheten Mohammed gilt im Koran jedoch ausdrücklich nicht nur den Menschen, sondern auch den Dschinn.

Dschinn sind in der koranischen Schöpfungsgeschichte aus „rauchlosem Feuer“ erschaffen worden. Wie die Menschen sollen die Dschinn „dazu geschaffen sein, Gott zu dienen“. Darüber hinaus gibt es gläubige und ungläubige Dschinn, wobei die ungläubigen Dschinn in die Hölle kommen sollen. Zu Zeiten des Propheten stellten einige Dschinn bei einer Versammlung fest, dass sie die Engel nicht mehr sprechen hörten. Sie zogen los, um den Grund dafür herauszufinden. Sie fanden Mohammed, als dieser den Koran las. Dies geschah eben, weil der Prophet für Dschinn ebenso wie für die Menschen den Koran offenbarte. Diese Dschinn konvertierten zum Islam, da sie nun alles erfahren hatten, was sie wissen mussten. Anders als im Volksglauben, handelt es sich bei den im Koran genannten Dschinn nicht um unheimliche dämonische Wesen, sondern sie sind moralisch indifferent.

(Quelle: Wikipedia, Stichwort: Dschinn)

Dämonen der Hölle zuzuordnen, finde ich nicht unplausibel; ob mit den „ungläubigen Dschinn“ solche gemeint sind, oder ob der Koran tatsächlich noch eine Unterscheidung trifft zwischen zwei Arten von Naturwesen, nämlich solchen, die Gott erkennen und solchen, die dazu nicht in das Lage sind, wage ich als Nichtkenner des Koran nicht zu beurteilen. Immerhin ist es aber doch beachtlich, dass wenigstens im Islam die Existenz von Naturwesen sozusagen offiziell anerkannt ist …!

Oskar Bernhardt (Abd-ru-shin, 1875–1941) erwähnt in seinen weltanschaulichen Schriften zahlreiche verschiedene Arten von Wesen. Speziell zu den Arten mit menschenähnlicher Gestalt schreibt er seinem Werk „Im Lichte der Wahrheit“:

„Der weitaus größte Teil schwingt nur dienend im Gotteswillen und ist von allem anderen vollkommen unabhängig.
Ein kleiner Teil aber, der weitab von den lichten Höhen sich befindet und eng mit der gröbsten Stofflichkeit verbunden wirkt, wie Gnomen usw., konnte wie vieles andere von den in der Grobstofflichkeit lebenden entwickelten Menschengeistern zeitweise beeinflußt werden.
Aber diese Wirkungsmöglichkeit des Menschengeistes ist bereits wieder aufgehoben worden, und auch diese kleinen wesenhaften Helfer stehen zur Zeit nur noch im Gotteswillen dienend (…).“

(Abd-ru-shin, Im Lichte der Wahrheit. Gralsbotschaft. Aus dem Vortrag: Geistkeime. Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart)

Das Judentum als älteste der drei monotheistischen Lehren unterscheidet nicht so klar zwischen Engeln und Elementarwesen, obwohl in der Bibel beides zu finden ist. Die Verehrung von Naturwesen als Götter, also als höchste Wesen, wie zur damaligen Zeit in allen umliegenden Religionen üblich, lehnt sie kategorisch ab: Nur JHWH ist Gott, alle Wesen stehen unter ihm. Es sind wohlgemerkt nicht die Wesen selbst, welche die Bibel ablehnt, sondern die Kulte, welche Menschen ihnen angedeihen lassen, ihre Verehrung als „Götter“, der Glaube also, dass sie höchste Wesen seien.

Das Christentum entstand auf dem Boden des Römischen Weltreiches und in Abgrenzung von den darin zunächst gepflegten und teilweise als Staatskult verordneten heidnischen Kulten. Mit der Anerkennung des Christentums als neue Staatsreligion begann man, die traditionellen heidnischen Kulte zu unterdrücken, zu verbieten, zu verteufeln. Wie auch der Islam entwickelte das Christentum ein ausgesprochen missionarisches Selbstverständnis. Da es sich als schwierig erwies, den heidnischen Völkern ihre traditionellen Anschauungen und Gepflogenheiten wegzunehmen, begnügten sich die christlichen Machthaber pragmatischer Weise oft mit Lippenbekenntnissen. Daher sind die Überreste des alten Glaubens unter der christlichen Fassade teilweise bis heute erhalten geblieben:

Weihnachten – ein römisches „Elfenfest“?

(…) Sogar ganz zentrale christliche Feste und Gebräuche haben häufig einen heidnischen Kern, aus dem heraus sie entstanden sind: Im Zuge der Missionierung der heidnischen Völker wurde das Christentum oft auf bestehende heidnische Riten und Gebräuche „aufgepfropft“. Heidnische Feste christlich umzuinterpretieren, genügte häufig den Missionaren. Sofern der christliche Anschein gewahrt blieb, ließ man dem Volk sein Brauchtum. Mit anderen Worten: Hinter sehr vielen christlichen Festen verbergen sich Elfenfeste aus vorchristlicher Zeit! Ein Beispiel: Was alles ist am christlichen Weihnachtsfest heidnischen Ursprungs? –
1) Der Termin: Am 25. Dezember wurde im Römischen Reich bis ins 4. Jahrhundert das äußerst populäre und weit verbreitete Fest des „Gottes der Unbesiegten Sonne“ Sol Invictus begangen. An die Stelle dieser heidnischen Gottheit setzte man im vierten Jahrhundert Jesus Christus.
2) Das „Rundherum“: Was wir heute als vermeintliche „Weihnachtsbräuche“ kennen und lieben, also geschmückte Bäume, Girlanden, Päckchen, Kerzen und Kekse, praktizierten die alten Römer auf ganz ähnliche Weise als Dank zu ihrem Gott Saturn, der in vorchristlicher Zeit als Schutzherr des Ackerbaues zu dieser Jahreszeit durch die Saturnalien verehrt wurde.
3) Die „handelnden Personen“: Weihnachtsmann und das „Christkind“ (meist als blondgelocktes geflügeltes Mädchen (!) dargestellt) haben ebenfalls mit Christentum nichts zu tun, selbst wenn diese nicht der römischen, sondern der nordischen Mythologie und „Formensprache“ entstammen.

Kurzum: Würde man alles das vom heutigen Weihnachtsfest entfernen, was heidnischen Ursprungs ist, es würde nicht viel übrigbleiben …

(Ausschnitt aus meinem neuen Buch: Das Überirdische in der Natur – Warum die Menschen immer schon an Engel glaubten und wieso wir ohne Naturwesen nicht überleben können)

Als überzeugter Christ und Naturwesenfreund stehe ich daher Jahr für Jahr ein wenig ratlos vor den Weihnachts-Gepflogenheiten ringsum, die nur nach außen hin im christlichen Mäntelchen daherkommen, im Kern aber vor dem Materialismus der heutigen Zeit nicht einmal mehr die Beseeltheit der gesamten Natur feiern und verehren und somit mehrheitlich leider zur bloßen Konsumorgie verkommen sind …

Wobei ein Blick auf den Gabentisch zeigt, wie präsent auch in der heutigen Zeit die heidnischen Wesenheiten noch immer sind, die, auch wieder unter dem Einfluss des Materialismus, allerdings nur mehr für bloße Fantasieprodukte gehalten werden:

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Elfen, Dämonen, Zauberer und Hexen, dazu noch (nicht im Bild): Star Wars sowie Links Schwert und Schild. Fantásien lässt grüßen.

Zurück zu den verschiedenen Arten von Wesen: Vielleicht hat sich manche/r Leser/in schon gefragt, in welcher Form man sich Wesen mit nicht-menschlicher Gestalt (s.o.) denn vorstellen kann. Abgesehen von den Tieren würde ich dabei in erster Linie an die Erzeugnisse des menschlichen Empfindungswollens denken. In der Anderswelt nimmt alles sofort Form an, genau entsprechend dem seelischen Inhalt, der darin lebendig ist. Auch die Empfindungen der Menschen werden in der Feinstofflichkeit zu lebenden Wesen, welche sich hier je nach ihrer Art betätigen und zuletzt in die Grobstofflichkeit zurückwirken: Als Schaden bringende, böswillige Dämonen oder als gutwollende, hilfreiche Wesen, je nach der Art der in ihnen verkörperten menschlichen Empfindung.

In seinen Kinderbüchern nennt der bekannte schwedische Autor und Illustrator Sven Nordqvist (geb. 1946) solche Wesen, die in Skandinavien ja jeder kennt, Mucklas (Übersetzung: Angelika Kutsch, Oetinger Verlag). Der etwas schrullige alte Pettersson hat einen Kater, der Findus heißt und sprechen kann, obwohl nur Pettersson versteht, was er sagt. Auch Hose und Mütze trägt das Tier vielleicht nur in Petterssons Vorstellung?

In „Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch“ verletzt sich der Alte kurz vor dem Fest und kann deshalb nichts vorbereiten. Doch alle Nachbarn kommen zu Besuch, allein schon, um Petterssons selbstgebastelten Weihnachtsbaum zu bestaunen, und bringen Leckereien mit. So wird es doch ein schönes Fest.

Pettersson bastelt den Weihnachtsbaum

Pettersson bastelt einen Weihnachtsbaum. Darüber (oder aber über den durchbohrten Stuhl) sehr erbost: Mucklas

In „Morgen, Findus, wird’s was geben“ hat Pettersson eine große Sorge: Findus wünscht sich sehnlich, dass der Weihnachtsmann ins Haus kommt. Aber wie soll Pettersson das denn bewerkstelligen? Er kann doch für einen Kater keinen Weihnachtsmann bestellen! Also baut er heimlich eine „Weihnachtsmannmaschine“ (und Nordqvist scheint sich tatsächlich einige Gedanken dazu gemacht zu haben, wie sie funktionieren könnte!), eine Art mechanische Weihnachtsmannpuppe, die in der Tür erscheinen und einen Sack für Findus abstellen soll, damit der Kater nicht enttäuscht ist. Dass trotzdem alles ganz anders kommt, als Pettersson geplant hat, kann nur daran liegen, dass manchmal Dinge geschehen, die man einfach nicht erklären kann …

Morgen, Findus 1

Eine Maschine, die dem Wunderbaren Raum lässt: Das ist für mich der besondere Charme dieses Kinderbuches …

Die Weihnachtszeit ist unter dem unheilvollen Einfluss des Materialismus zeitweise zur Konsumorgie entartet. Doch es ist eine segensreiche Zeit, auch wenn man nach dem Wunderbaren und Weihevollen machmal suchen muss, um es für sich wieder zu entdecken.

Lassen Sie sich erfüllen von der Kraft und vom inneren Licht, welches gerade die dunkelste Zeit im Jahr uns spendet!

Mit herzlichen Grüßen

Der Elfenfreund                                                                            im Dezember 2019

 

Sol Invictus

Zu Weihnachten auf den Wein achten?

Haben Sie sich auch schon einmal darüber gewundert – oder vielleicht sogar geärgert -, warum uns in der Vorweihnachtszeit immer wieder in quälender Ausführlichkeit in den Nachrichten und Journalen alle Einzelheiten des „Weihnachtsgeschäftes“ so beharrlich nahegebracht und dargelegt werden?

„Zu Weihnachten auf den Wein achten!“ bringt ein Sprichwort ironisch den Umstand auf den Punkt, dass das Fest zur „stillsten Zeit des Jahres“ von mancher Seite gern als glanzvoller Weihnachtsrummel, als Anlass zu ausschweifenden Gaumenfreuden, kurz: als Konsumorgie zur Ankurbelung des Geschäftsumsatzes inszeniert wird.

Mit christlicher Ethik – so bemängeln Kritiker -, mit Abkehr vom Prunk, einer Hinwendung zu den Armen, mit Bergpredigt und Seligpreisungen, also der Lehre und dem Leben Jesu Christi hat das zwar eigentlich so gut wie nichts zu tun, ebenso wenig mit innerem Aufbruch, Nachfolge und „Werden-wie-die-Kinder“. Es sind nicht Person und Lehre Jesu, die im Laufe von Jahrhunderten die Form herausgebildet haben, wie wir heute Weihnachten begehen, sondern es scheint fast so, als habe sich zwischenzeitlich das Brauchtum verselbstständigt und gebe nun vor, wie wir zu feiern haben: Geschenke-Kult, Lichterbaum und Santa Claus sind die Regenten des Festes, das auf der ganzen Welt am 25. Dezember nicht zuletzt mit „Stille Nacht, Heilige Nacht“ – Beschallung (auf Englisch oder auch in der jeweiligen Landessprache) begangen wird.

Das geht so weit, dass von Seiten ernsthafter Christen, die sich durch die bekannten Geschäftsumtriebe alle Jahre wieder vom eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes eher abgelenkt fühlen, gelegentlich geäußert wird, das, was so laut- und umsatzstark gefeiert wird, sei gar nicht das Weihnachtsfest und man solle es bitte auch nicht so nennen: „Feiert, was Ihr wollt – aber nennt es bitte nicht Weihnachten!“

Nun, vielleicht können wir im Rahmen dieses Weblogs dazu ein paar Vorschläge unterbreiten.

Die möglichen Ableitungen des bekannten Weihnachts-Brauchtums vom nordischen Julfest (ursprünglich zur Wintersonnenwende)  haben wir  bereits in unserem Artikel „Weihnachten“ vom Dezember 2015 diskutiert. Nach einer Quelle soll der erste christliche König Norwegens als Herrscher über Christen und Heiden im 10. Jahrhundert das Julfest auf den 25. Dezember verlegt haben, damit in seinem Reich beide Feste zusammenfielen.

Sehr interessant finde ich aber auch Parallelen zu den Saturnalien im Römischen Reich.

Die Saturnalien: das größte und populärste Volksfest im Römischen Weltreich

Die Saturnalien waren ein sehr wichtiges und populäres Fest zu Ehren des Gottes Saturn, das im Römischen Weltreich bis in alle Provinzen begangen wurde. Ursprünglich auf den 17. Dezember begrenzt, wurde das größte und beliebteste Volksfest der Antike später bis zum 30. Dezember ausgedehnt.

Auf einer Internetseite mit dem Titel „Mos Majorum – der Römische Weg“, die sich der Erforschung und Wiederbelebung Römischer Kultur verschrieben hat, kann man ganz genau nachlesen, wie im Alten Rom dieses ausgelassene Fest zu Ehren des Gottes des Ackerbaus, der der Sage nach einst über ein „Goldenes Zeitalter“ geherrscht haben soll, begangen wurde. Kurz gesagt: Wie eine Mischung aus Karneval und Weihnachten.

„Im Gegensatz zu vielen anderen Feiertagen standen bei den Saturnalien im privaten Rahmen keine kultischen oder religiösen Handlungen im Vordergrund. Stattdessen ging es in dieser Zeit darum, eine bestimmte Geisteshaltung und Einstellung zur Schau zu stellen. Die Saturnalien lassen sich deshalb nicht ohne Grund als eine Mischung aus Weihnachten und rheinischem Karneval beschreiben…

In erster Linie ging es um das Feiern mit Freunden und Familie, Essen und Trinken (gerne auch mal zu viel), sich gegenseitig Geschenke machen, Rollenumkehr zwischen Herren und Sklaven sowie zwischen Erwachsenen und Kindern, Spiele, Streiche, über-die-Stränge-schlagen, die strikten römischen Standesgrenzen für einen begrenzten Zeitraum symbolisch aufzuheben, sich albern zu benehmen und Dinge zu tun, die sonst verpönt waren.

Ausgelassenheit war das Gebot der Stunde, die Menschen feierten und tranken zusammen, besuchten sich gegenseitig, es wurden Geschenke ausgetauscht und die Wohnungen mit Grünzeug und Lichtern geschmückt. Hierbei wurden vor allem Türen und Fenster mit Girlanden, Kränzen, Pflanzen und kleinen Gegenständen dekoriert, draußen stehende Bäume wurden ebenfalls geschmückt (den Brauch, einen Baum zu schlagen und in die Wohnung zu holen, gab es jedoch noch nicht).

Man lief in Gruppen durch die Straßen und rief einander als Festtagsgruß „Io Saturnalia!“ zu, so wie man zu Karneval Helau oder Alaaf ruft.

Als Zeichen für diese Auszeit der bestehenden Klassen- und Standesstrukturen trug man eine Pilleum genannte Filzkappe. Diese wurde traditionellerweise von freigelassenen Sklaven getragen und galt nun in der Zeit der Saturnalien als symbolischer Ausdruck dafür, das jeder gleichermaßen frei war und mit jedem anderen auf einer Stufe stand. Niemand trug zu dieser Zeit Toga, sondern die sonst strenge Kleiderordnung wurde aufgehoben und man trug legere und deutlich freizügigere Kleidung, so dass auch dadurch keine Standesunterschiede mehr zu erkennen waren.

Es gab das Recht der freien Rede auch für die Sklaven, denen es erlaubt war, Kritik an ihren Herren zu üben (wir finden diesen Brauch zuweilen heute noch an Universitäten, wo die Studenten in dieser Zeit ihren Dozenten die Meinung sagen können), Sklaven aßen mit dem Hausherrn und seiner Familie zusammen oder wurden zuweilen sogar bei Tisch von diesen bedient und man wartete auf sie mit dem Essen, in einer Umkehrung der natürlichen Standesordnung.

Auch Kinder durften frei ihre Meinung sagen und Eltern tauschten bisweilen ihre Rollen mit ihnen. Sie wurden aber im Gegenzug, wie die Sklaven, auch von Erwachsenen bzw. den Herrschaften, die ihre Rollen einnahmen, in ihrem alltäglichen Verhalten imitiert, was durchaus auch derbe werden konnte  – durchaus erwünscht! So ließ man auch Kinder im Rahmen der Rollenumkehr die alltäglichen religiösen Handlungen am Lararium (=Hausaltar) leiten und amüsierte sich darüber.

Familien, Militäreinheiten oder andere Gruppen wählten einen der Ihren per Los zum Saturnalicus princeps (Saturnalienfürst), der manchmal auch Rex bibendi („König des Trinkens“) genannt wurde, was die Bedeutung des in dieser Zeit gesteigerten Weinkonsums widerspiegelt. Dieser quasi karnevaleske ‚König‘ konnte nun seinen ‚Untertanen‘ verschiedene Späße befehlen, denen sich diese zur Belustigung aller zu fügen hatten.

Würfelspiel, sonst eher als Beschäftigung der unteren Kasten verpönt und nicht gern gesehen (zum Teil sogar verboten), wurde nun, wie auch andere Arten von Spielen, begeistert von fast allen ausgeübt und offiziell von den aediles erlaubt. Es ist diese Ausgelassenheit, welche das mythische Goldene Zeitalter, über das Saturn ehemals geherrscht hat, zurückbringen soll in die dunkle Zeit des Winters.“

Die Saturnalien als Ursprung von Weihnachten?

Ist das Weihnachtsbrauchtum heute vielleicht nichts anderes als eine Art verbrämte Weiterführung der (dekadenten) Römischen Bräuche und Gepflogenheiten zu den im Römischen Weltreich überaus beliebten Saturnalien zur gleichen Jahreszeit, nachdem diese im Laufe des 4. Jahrhunderts mit dem Siegeszug des neu aufgekommenen Christentumes als heidnisch verboten worden waren? Für Europa und generell den westlich-abendländischen Kulturraum, welche sich angeblich an christlichen Werten orientieren (so hört man gerade heute immer wieder)  mag das ein schmerzlicher Gedanke sein – aber vielleicht enthält er Wahrheit?

Auf der erwähnten Internetseite kann man jedenfalls nachlesen, dass bereits zu den Römischen Saturnalien Lichter, also Kerzen, als Schmuck der Häuser und Straßen sowie auch als Geschenke eine herausragende Rolle spielten, dass die Häuser während dieser Zeit mit Pflanzen, Girlanden, Kränzen und Grünzeug dekoriert wurden, insbesondere Fenster und Türen, und dass diese Dekoration nicht sonderlich von der heute üblichen weihnachtlichen Dekoration abwich. Sogar Gebäck in dekorativen Formen war üblich, also Kekse, in Form von Mond, Sonne und landwirtschaftlichen Nutztieren, die auf den landwirtschaftlichen Ursprung des Festes hindeuteten! Auch wurden schon im Alten Rom Bäume geschmückt, allerdings beließ man sie zur Römerzeit an Ort und Stelle; der geschmückte abgehackte Weihnachtsbaum in der Stube dürfte eine Erfindung der frühen Neuzeit sein.

Sind also die Saturnalien der Ursprung von Weihnachten?

Mag dieser Gedanke auf den ersten Blick auch noch so abwegig erscheinen, so hat er bei näherer Betrachtung doch einiges für sich. Er hängt zusammen mit „Sol Invictus“, dem Römischen Fest zu Ehren des „Unbesiegten Sonnengottes“ am Tag der Wintersonnenwende.

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Sol Invictus (3. Jhdt.) – Quelle: Wikicommons

Verschiedene Arten von Sonnenkult im Römischen Imperium

In Rom bestand schon in republikanischer Zeit ein anscheinend sehr alter Sonnenkult, der angeblich auf die Zeit der Stadtgründung durch Romulus zurückging. Der altrömische Sonnengott wurde Sol Indiges („einheimischer Sol“) genannt und zusammen mit der Mondgottheit Luna verehrt; die beiden waren eng verbunden und hatten im Circus Maximus einen gemeinsamen Tempel, wo ihr gemeinsamer Festtag am 28. August begangen wurde. Daneben hatte Sol Indiges einen eigenen Tempel auf dem Quirinal, wo ihm am 8. und 9. August gehuldigt wurde.

Die Sonne bringt mit ihrem Licht alles an den Tag, und so bleibt dem Sonnengott nichts verborgen. Helios (der Sonnengott der Alten Griechen) ist „allerschauend“, daher allwissend und Zeuge von Freveltaten. Diese Eigenschaft zeichnete auch Sol aus, und so erhielt er im 1. Jahrhundert n. Chr. eine neue und sehr wichtige Aufgabe, nämlich den Kaiser vor Gefahren zu schützen. So entwickelte sich Sol zum Schutzgott der Herrscher. Unter Trajan und Hadrian erschien er auf Kaisermünzen. Die Bezeichnung Sol Invictus ist für ihn inschriftlich erstmals 158 auf einem Altar bezeugt (Soli Invicto Deo); unabhängig davon kam sie aber als Beiname des Mithras – Sol Invictus Mithras – schon im 1. Jahrhundert n. Chr. vor. (Quelle: Wikipedia, Stichwort „Sol“)

Der Name „Sol Invictus“ („Unbesiegter Sonnengott“) bezieht sich auf den Tag der Wintersonnenwende, da mit diesem Tag der Bogen der Sonnenbahn wieder zunimmt, das Licht über die Finsternis triumphiert. Dieser Tag fiel nach der Julianischen Kalenderreform auf den 25. Dezember. Dass der Tag der Wintersonnenwende sich mit der Zeit etwas nach hinten, nämlich bis auf den 21. Dezember, verschob, blieb dann aus Gründen der Einfachheit unberücksichtigt. Der neue reichsweit eingeführte Staatskult mit seinem Feiertag am 25. Dezember erwies sich als außerordentlich populär. Diese Popularität, so scheint es, machten sich die Vertreter des aufkommenden Christentums zunutze.

„Christus Sol Invictus“

Spätestens ab dem Jahr 354 n. Chr. ist nachweisbar, dass das Fest der Geburt Jesu Christi auf den 25. Dezember gelegt bzw. verlegt wurde. Als Termin für die Geburt Christi waren in der Urkirche ursprünglich verschiedene Termine im Gespräch, aber eines gilt heute als gesichert: Jesus Christus wurde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht im Winter geboren.

Ein unbekannter christlicher spätantiker Autor schrieb dazu ausdrücklich:

„Die Heiden pflegen nämlich am 25. Dezember das Fest des Geburtstages der Sonne zu feiern und zu ihren Ehren Lichter zu entzünden. Zu diesen Riten luden sie oft auch Christen ein. Da nun die Lehrer der Kirche sahen, dass sich viele Christen zur Teilnahme an diesen Festen verleiten ließen, beschlossen sie, fortan am selben Tag das Fest der wahren Geburt zu begehen.“

Daher wird oft angenommen, dass der Feiertag des Sol Invictus bewusst übernommen und „christianisiert“ worden sei. (Quelle: Wikipedia, Stichwort „Weihnachten“)

Auf der Internetseite „Mos Majorum“ liest man dazu:

„Im Zuge der Idee der damals noch jungen Kirche, die alte Religion nicht immer nur aggressiv zu bekämpfen, sondern sich bestehende Strukturen zunutze zu machen, wurde also der ohnehin unbekannte Geburtstag Jesu auf diesen wichtigen heidnischen Feiertag gelegt. Das erlaubte einerseits den Christen eine eigene Begründung dafür zu liefern, dass sie im Grunde immer noch das alte Fest begingen, was Entfremdungstendenzen innerhalb der Gesellschaft, in der sie lebten, vorbeugte, wie auch anderseits die bekannte Symbolik der alten Religion im Sinne der neuen Botschaft zu nutzen – Jesus Christus verstanden als das ‚Licht der Welt‘.

Papst Julius I. bestimmte dann offiziell den 25. Dezember als Geburtsfest des Herrn und, schriftlich belegt durch eine Weihnachtspredigt von Johannes Chrysostomos vom  25. Dezember 386, hat sich dann das christliche Alternativfest zum alten Fest der Wintersonnenwende etabliert, gestützt durch die offizielle Annahme des Christentums als Staatsreligion im Jahre 380 n. Chr., die mit dem Verbot der alten Religion einherging.“

Mit anderen Worten: Als Ende des 4. Jahrhunderts Vertreter des Christentums immer mehr  Macht entfalten konnten, heidnische Riten und Bräuche im Gegenzug aber immer mehr eingeschränkt und sanktioniert wurden, bot man dem Volk die Möglichkeit, mit einem äußerlichen Bekenntnis zur neuen Religion die populären alten Gepflogenheiten weiterzuführen. Die Saturnalien wurden umfunktioniert zu Weihnachtsfeierlichkeiten.

– Nicht, dass ich Elfenfreund grundsätzlich Einwände hätte gegen die Verehrung hoher Wesenheiten wie des Schutzherrn des Ackerbaus oder der Sonne; was ich problematisch finde, ist die Vermischung verschiedener Religionen, die dadurch – so befürchte ich – aus der Natur der Sache heraus auf ihre Äußerlichkeiten reduziert wurden. Am Beispiel des Weihnachtsfestes ist das vielerorts ja recht deutlich zu beobachten.

Die Zusammenführung von Christentum und paganen Religionen ist zwar ein zentrales Anliegen dieses Weblogs; in den Artikeln „Saat und Ernte“ vom Oktober 2014 sowie „Alles Gute kommt von oben“ vom Jänner 2015 haben wir uns u.a. dieser Thematik gewidmet. Ein Weltbild, in dem christliche und heidnische Religionen wertschätzend und einander ergänzend nebeneinander existieren, kann nicht durch Vermischung der Ausdrucksformen dieser Religionen entstehen, sondern nur, wenn diese in reiner und vor allem lebendiger Form erkannt werden. Die Vorgangsweise der Kirchen, bis zum heutigen Tag pagane Religionen abzuwerten bzw. die Existenz der verehrten Wesenheiten und Kräfte zu leugnen oder gar zu verteufeln, um den Kulten dann die Formen und Inhalte der eigenen Religion überzustülpen, sehe ich daher kritisch. –

Um dem Ganzen buchstäblich noch die Krone aufzusetzen, wurde auch Jesus Christus fortan ikonographisch oft mit der Gloriole des Sol Invictus dargestellt, bisweilen auch wie dieser mit Viergespann (Quadriga) und Weltkugel:

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Apollon-Sol mit 7-strahliger Gloriole des Helios, römisches Bodenmosaik (2. Jhdt.), Tunesien – Quelle: Wikicommons

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 Mosaik des Christus als Sol Invictus mit Viergespann und flatterndem Mantel in der Vatikanischen Nekropole, 3. Jahrhundert – Quelle: Wikicommons

Dass die Zahl der „Gläubigen“ damit vermehrt werden konnte, wird nicht bezweifelt – aber ob der Lehre Christi – und letztlich natürlich auch den Gläubigen selbst – mit solchem „Etikettenschwindel“ wirklich ein guter Dienst erwiesen wurde?

Ich wünsche Ihnen jedenfalls inmitten des weihnachtlichen Trubels – trotz allem Kommerz und Kassengeklingel – zu Weihnachten Stunden der Ruhe, der Besinnung und der inneren Einkehr!

Der Elfenfreund                                                                              im Dezember 2016

 

Weihnachten

Kennen Sie das auch: Sonntag Vormitag in der Natur. Alles ist friedlich, die Wiesen (seien sie nun verschneit oder – wie dieser Tage – auch nicht) glänzen hell und frisch in der Morgensonne, und über allem liegt ein Zauber, eine Weihe, wie nicht ganz von dieser Welt.

Woher kommt an manchen Tagen dieser weihevolle Glanz, dieses Leuchten in die Natur?

Kommt es einfach daher, dass am Sonntag die Menschen nicht arbeiten müssen, die Ruhe pflegen und daher die zu anderen Zeiten unvermeidlichen Störgeräusche wie Motoren- und Arbeitslärm von Verkehr und Maschinen weniger vorhanden sind? Anders gesagt, kann ich an Sonntagen den Glanz, der immer in der Natur liegt, einfach nur tiefer aufnehmen, weil ablenkende menschliche Störeinflüsse fehlen?

Oder ist es so, dass ich jeweils meine eigene Gemütsverfassung in der Natur wiederfinde und daher am Sonntag, wenn ich in „feiertäglicher“ Stimmung die Natur betrete, sich in ihr gleichsam das spiegelt, was ich selber mit meinen Gedanken und Gefühlen hineinlege?

Oder ist vielleicht an Sonntagen in der Natur tatsächlich etwas objektiv anders als unter der Woche … weil es auch in der Natur „Feiertage“ gibt, oder anders gesagt, weil auch die Wesenheiten, die in der Natur formen und wirken, einen „Tag des Herrn“ begehen? Ich Elfenfreund halte das für sehr gut möglich.

War vielleicht der 7-Tage-Rhythmus bereits Gepflogenheit unter den bewussten formenden Kräften in der Natur, also den Naturwesen, lange bevor Menschen auf der Erde lebten, und haben letztere die Einteilung der Tage in Wochen mit jeweils einem „Tag des Herrn“ … aus der Natur entlehnt?

Viele religiöse Feste, die wir heute noch begehen, existierten jedenfalls bereits in vorchristlicher Zeit. Sie wurden im Zuge der Christianisierung christlich überlagert und teilweise umgedeutet, jedoch im Jahreskreis meist an ihrem ursprünglichen Zeitpunkt belassen; man denke etwa an den „Großen Frauentag“ am 15. August, der vermutlich auf wesentlich ältere Vorläufer zurückgeht (vgl. das zoroastrische Anahita), oder an Allerheiligen,  das oft mit dem keltischen Samhain-Fest in Verbindung gebracht wird: Der Kerninhalt  bzw. die Thematik blieb jeweils dieselbe (Verehrung einer weiblichen „Gottheit“ bzw. Totengedenken), auch wenn der ideologische Hintergrund ausgetauscht wurde. Es ist auch bekannt, dass vorchristliche Tempel und Kultstätten oft später durch christliche Kirchen überbaut wurden, sodass heutige Kirchen oft über ehemaligen heidnischen Kultplätzen errichtet sind.

Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Es sollen hier nicht die archaischen, vorchristlichen Gepflogenheiten und Riten, die ja teilweise recht blutig gewesen sein dürften, romantisiert oder ihnen nachgetrauert werden. Es geht hier nur um ein Verständnis dafür, auf welche Weise und in welchem Ausmaß bestehende Bräuche und die Volksfrömmigkeit im Zuge der Missionierung christlich überformt und umgedeutet wurden. Es ist wirklich aufschlussreich, sich zu vergegenwärtigen, auf welchen Grundmauern die Gebäude der modernen Religionen eigentlich errichtet wurden und wie im kollektiven Unterbewusstsein der heutigen, modernen Menschen noch immer naturhafte Vorstellungen und Formen der alten, unterdrückten Naturreligionen ihr Wesen treiben.

Der Weihnachtsmann z.B. ist bekanntlich so ein Januskopf: Zur (christlichen) Hälfte lässt sich die Figur auf den populären Bischof Nikolaus von Myra zurückführen, der um das Jahr 300 gelebt hat und dessen Namenstag am 6. Dezember begangen wird („Santa Claus“); von der anderen Seite betrachtet, trägt er unübersehbar die Züge uralter nordeuropäischer Tomtes und Weihnachtswichtel. Und was am „Christkind“ (einem blonden kleinen Mädchen, das Geschenke bringt?!) eigentlich christlich sein soll, ist ja überhaupt höchst zweifelhaft…

Die als „Elfenbeauftragte“ bekannte isländische Hellsichtige Erla Stefansdottir (1935 – 2015) schreibt in ihrem Buch „Lifssyn min“:

„Bis in meine Jugendjahre hinein glaubte ich an Weihnachtsmänner, das fanden meine Freunde sehr komisch. Doch die Weihnachtsmänner, an die ich glaubte, sind diejenigen, die ich auch heute noch sehe. Sie kommen etwa eine Woche vor Weihnachten. Es sind kleine, rot gekleidete Wesen, etwa 30 bis 40 cm groß. Dann waren und sind auch noch kleine fliegende Engel zu sehen. In ihrer Nähe herrscht Frieden und Freude, und wenn sie sich bewegen, erscheint eine glitzernde und funkelnde Spur hinter ihnen.“

Weihnachtsengel Erla

(Erla Stefansdottir, Lifssyn min. Lebenseinsichten der isländischen Elfenbeauftragten. Neue Erde Verlag, 2007. S. 20f. Die Abbildung dazu stammt von der Autorin selbst. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.)

Oder nehmen wir das in weiten Teilen Skandinaviens so beliebte Luciafest: Am 13. Dezember, auf den nach dem julianischen Kalender bis zur Kalenderreform noch der Tag der Wintersonnenwende fiel, schreiten weißgekleidete Mädchen mit Kerzen auf dem Kopf einher, gefolgt von weiteren Mädchen mit Kerzen in den Händen, Sternenknaben, Tomtes und Pfefferkuchenmännchen. –

Auch wenn Lucia von Syrakus (283 – 304) eine frühchristliche Märtyrerin in Fleisch und Blut gewesen ist, so ist doch offensichtlich, dass die Figur hier lediglich als Platzhalter dient für eine überirdische Wesenheit, die im Zusammenhang mit dem wiederkehrenden Licht zur Wintersonnenwende steht. Auch, dass die christlichen Missionare den Namenstag der Lucia („die Leuchtende“, von lat. lux = Licht) ausgerechnet auf den kürzesten Tag im Jahr legten, war gewiss kein Zufall, sondern eine wohldurchdachte Maßnahme, um (nicht auszumerzende, weil allzutief verankerte?) heidnische Volksgläubigkeit christlich zu verbrämen, umzudeuten und dadurch zu vereinnahmen.

Das „Licht, das in der Erde leuchtet“, scheint eine zur Wintersonnenwende erlebbare Tatsache zu sein für alle, die begabt sind, in die astralen Ebenen der Erde schauen zu können. Ursula Burkhard (1930 – 2011) schreibt in ihrem Büchlein „Karlik“:

„Der Jahreslauf kann wie das Atmen der Erde empfunden werden. Novemberfest und Erdgramselfest (im frühen Frühjahr, d. E.) sind Polaritäten wie Ein- und Ausatmen. Wenn ganz ausgeatmet ist, bildet das Johannifest (Sommersonnenwende, d. E.) den Höhepunkt. Und der Höhepunkt des Einatmens ist nach dem Novemberfest die große Feier der inneren Sonne. Vorbereitet wird dieses Fest durch stilles Sich-Freuen, unterbrochen von freudigen Jubelrufen: „Bald scheint die Sonne in der Erde, ganz bald, es wird hell!“ Und dann wird alles wie durchsichtig leuchtend. Wie fließendes Gold strömt Licht in die Erde. Alle Elementarwesen, die noch für das Wohl der Erde arbeiten wollen, lassen sich davon durchdringen und erleuchten. Sie haben es gern, wenn in dieser Zeit Menschen in ihren Weihnachtsliedern von der wahren Sonne singen, vom inneren Licht.“

(Ursula Burkhard, Karlik. Begegnungen mit einem Elementarwesen. Werksgemeinschaft Kunst und Heilpädagogik Weißenseifen, 1991, S. 39f.)

Es ist eine besondere Tragik, dass die christlichen  Missionare seinerzeit dem naturhaft geprägten Erleben der Kelten und Germanen so intolerant gegenüberstanden und es dadurch bis heute nicht gelungen ist, Naturreligion und Christentum in ein umfassendes, gemeinsames geistiges Weltbild zu integrieren. Denn – wie aus dem obigen Zitat hervorgeht – wäre das sehr wohl möglich: Die Natur jedenfalls ist nicht dogmatisch. Durch ihre restriktive Haltung blieb der kirchlichen Obrigkeit aber nichts anderes übrig, als einerseits die den alten Völkern bekannten, real existierenden Wesenheiten und Naturkräfte zu dämonisieren, was letztlich zu dem schrecklichen Hexenwahn in der frühen Neuzeit führte, andererseits aber blinden Glauben zu verlangen, was die eigenen religiösen Lehrinhalte betraf.

Diese starre Geisteshaltung, die bis heute bei vielen Menschen zu beobachten ist, kritisierte auch Abd-ru-shin (Oskar Ernst Bernhardt, 1875 – 1941), wenn er etwa schrieb:

„Ein sogenannter guter Christ würde den Menschen ohne weiteres mit Gotteslästerer bezeichnen und einen großen Sünder in ihm sehen, der es wagen wollte, zu behaupten, die Verkündung der Geburt des Gottessohnes Jesus an die Hirten sei ein Märchen.

Doch der gleiche gute Christ weist die Verkündungen jetziger Zeit zurück mit eifernder Entrüstung, trotzdem diese auf gleiche Weise durch dazu Begnadete gegeben sind, und nennt die Überbringer ohne weiteres auch Gotteslästerer, in den günstigsten Fällen vielleicht nur Phantasten oder Angekränkelte, vielfach Irregeleitete.

Überlegt Euch aber selbst, wo ist da ein gesundes Denken, wo strenge Folgerung und wo Gerechtigkeit? Einseitig und krankhaft begrenzt sind diese Anschauungen strenger Gläubigen, wie sie sich gerne selbst bezeichnen. Doch in den meisten Fällen ist es Trägheit ihres Geistes und die daraus immer folgernde menschliche Dünkelhaftigkeit der geistig Schwachen, die Mühe haben, sich wenigstens zum Schein noch an einen einmal erlernten, niemals aber wirklich in sich erlebten Punkt früheren Geschehens krampfhaft anzuklammern, zu einem Fortschreiten ihres Geistes aber überhaupt nicht fähig sind und deshalb alle neuen Offenbarungen ablehnen.“

(Abd-ru-shin, Im Lichte der Wahrheit. Gralsbotschaft. Aus dem Vortrag: Weihnachten. Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart)

Dora van Gelder (1904 – 1999) hatte offensichtlich keine Probleme damit, Naturwesen und Christentum miteinander in Einklang zu bringen. In einem Aufsatz mit dem Titel „Das Weihnachtsfest der Engel“ schrieb sie über ihre hellsichtigen Wahrnehmungen zur Weihnachtszeit unter anderem:

„Die große Vorbereitungsarbeit der Engel auf Weihnachten beginnt sogar schon vor der Adventszeit und erreicht allmählich ihre höchste Steigerung Ende Dezember. (…) Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die gesamte Erdensphäre erfüllt ist von geistigen Besuchern, Engeln, Erzengeln und himmlischen Wesen, die auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen als wir selbst und für die Leitung und Überwachung der mannigfaltigen Prozesse der Natur verantwortlich sind. Es sind deren Gedanken, Gefühle und Aktivitäten, die eine so wichtige Rolle spielen bei der Erzeugung der besonderen Atmosphäre guten Willens, die sich Weihnachten bemerkbar macht. Zu dieser Jahreszeit erbebt die ganze Erde unter den wundervollen Energien, welche Engel ausströmen und unter dem machtvollen Segen von Christus, der als Antwort ihrer Anbetung herabsteigt. Während der gesamten Adventszeit und sogar noch einige Wochen zuvor, werden in den inneren Welten auf unterschiedliche Weise Vorbereitungen für die Feier des großen Festes getroffen; mit jedem Tag werden die Einflüsse stärker und intensiver, bis schließlich (…) der Höhepunkt erreicht ist, und die Welt ihr Herz wie eine Blüte ihre Blätter der Sonne öffnet, in die sich ein machtvoller Strom der Liebe und Kraft ergießt, von Christus selbst ausgehend, als irdischer Inkarnation der zweiten Person der Heiligen Dreifaltigkeit.“

( Aus: Dora van Gelder, Im Reich der Naturgeister. Aquamarin Verlag, 1995, S. 151f. und 157.)

So weit die „Weihnachtsgeschichte“, wie sie sich – wenn man den Berichten Hellsichtiger Glauben schenkt – auch heute noch alljährlich zu dieser Zeit im Jahr wiederholt: Weihnachtsmänner, Weihnachtsengel, Licht in der Erde, Dezember-Feiertage.

Nun lassen Sie uns zur Bescherung schreiten: Zwei Bilder liegen für Sie auf dem Gabentisch.

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Das ist eines meiner Lieblingsbilder. Es stammt von Gustave Doré (1832 – 1883) und ist eine Illustration zu Dantes „Göttlicher Komödie“. Der Titel lautet: Paradiso Canto 31. (Quelle: Wikimedia Commons)

Oder was sagen Sie zu diesem?

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Francesco Botticini (1446 – 1497), ein Maler aus Florenz, hat diesen „offenen Himmel“ mit seinen Engelshierarchien dargestellt. Der Titel des Bildes lautet „Mariä Aufnahme in den Himmel“ (Quelle: Wikipedia) und passt folglich zum „Großen Frauentag“ – s.o.

Möge auch Ihnen der Himmel offenstehen!

Ich wünsche Ihnen ein besinnliches, bewusstes Weihnachtserleben!

Im Dezember 2015                                               Der Elfenfreund